Berliner Morgenpost vom 16.06.2021 von Patrick Goldstein

Dem Klima zuliebe: Um die Verschmutzung von Spree und Kanälen zu bremsen, haben die Wasserbetriebe in Mitte ein neues Bauprojekt begonnen.

Auf dem Nachbargrundstück zum Bundesnachrichtendienst hebt und senkt ein Seilbagger seine massive Last. Aktuell laufen dort an der Chausseestraße in Mitte Aushubarbeiten für ein 44 Millionen Euro teures Projekt. Ein neues unterirdisches Becken soll dafür sorgen, dass bei Starkregen Kanalisation, Spree und Landwehrkanal weniger mit Schmutzwasser belastet werden.

Denn bei großen Regenfällen läuft in breiten Teilen Berlins üblicherweise die Kanalisation schnell voll – mit zu viel Wasser für die Kläranlagen. Das heißt, Regenwasser und Schmutzwasser gelangen vermengt in die Berliner Gewässer. Infolgedessen steht oft eine trübe Nebelwolke über der Wasseroberfläche. Um der Verunreinigung zuvorzukommen, planen die Berliner Wasserbetriebe bis 2026 Stauraum mit einem Fassungsvermögen von 300.000 Kubikmetern fertigzustellen.

Wasserbetriebe gegen die zunehmende Versiegelung Berlins

Das Regenüberlaufbecken an der Chausseestraße ist mit rund 16.800 Kubikmetern das größte Einzelprojekt und steht am Ende des seit Jahrzehnten laufenden Stauraumprogramms für die Berliner Gewässer. Zum Vergleich: Das Becken hat nach seiner Fertigstellung 2,2 Mal so viel Fassungsvermögen wie der Stauraumkanal im Mauerpark, der im Jahr 2018 fertiggestellt wurde.

Der Ende Juni scheidende Vorstandschef der Wasserbetriebe Jörg Simon sagte, das Stauraumprogramm zeige „Ingenieurs-Meisterleistungen“, mit denen in unterschiedlichen Formen angesichts zunehmender Versiegelung in Berlin auf Klimawandel und Stadtwachstum reagiert werde.

Derzeit ist zu beobachten, wie der Seilbagger einen Ring mit 28 Meter Tiefe aushebt und in die entstandenen Hohlräume schmale Bewehrungskörbe senkt. Sie werden mit Stahlbeton ausgegossen. Dorthinein kommt dann die Konstruktion des Regenüberlaufbeckens.

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